Rotkreuz Highlife Rotkreuz, Schweiz / 2015-2019

















Die drei Wohnblöcke der Berchtwilerstrasse, die 1973 erbaut wurden, waren die ersten «Hochhäuser» der Gemeinde. Ziel war es, den Lebensstandard in diesen Wohnungen durch die Erweiterung der Balkone, sowie die Anpassung der äusseren Dämmschicht an die aktuellen Energiestandards, zu verbessern. Der Bauherr wollte die Gebäude für die nächsten vierzig Jahre fit machen: Die alten Balkone wurden auf der einen Seite auf 2,5 m und auf der anderen Seite auf 3,5 m vertieft, was einer Gesamtfläche von 18 m2 entspricht. Um die Nutzung dieses neuen privaten Aussenbereichs vom Frühjahr bis zum Spätherbst zu verlängern, wurde ein 15m2 großer Wintergarten angelegt. Auf beiden Seiten der zentralen Tragsäule befinden sich 3m2 große Balkone, die in offene, doppelgeschossige Räume ragen. Dieser Abschnitt wechselt links und rechts der Säule von Stockwerk zu Stockwerk und ist eine Hommage an die verspielten Ornamente der ursprünglichen Fassade. Wilde Weinreben wurden in vorgefertigte Pflanzengefässe gesetzt, die mit einer automatisierten Bewässerungsanlage auf jedem Balkon installiert wurden. Die dramatischen, sich ständig ändernden Farben des Laubes wirken wie ein Lackmuspapier, das die ersten Anzeichen der wechselnden Jahreszeiten erkennt.
Demolieren bedeutet, das Anfangskapital zu zerstören. Nicht nur im wirtschaftlichen Kontext, sondern auch im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit wie die unschätzbaren zwischenmenschlichen Beziehungen, die sich im Laufe der Jahre zwischen den Bewohnern aufgebaut haben. Wohnblöcke aus der gleichen Zeit werden oft abgerissen und neu gebaut, da die Kantone die Ausnützungsziffer erhöhen und die Bauherrschaft den Wert des Bestandes verkennt. Die Mieten steigen durch die hohen Baukosten, und diese neuen Wohnungen werden für die bisherigen Bewohner eher teuer oder unerschwinglich und müssen erst noch während der Bauzeit umziehen. Alternativ können diese in die Jahre gekommenen Gebäude kleiner und kostengünstiger umgebaut werden, um das Potenzial ihrer inhärenten Erzählungen wieder zu entdecken. Die Bewohner der Berchtwilerstrasse verfügen nun über private Aussenflächen, die doppelt so gross sind wie bisher. Und dies ohne Erhöhung der Miete. Die Wohnungen waren während des gesamten Renovationsprozesses bewohnt, und die Bewohner (einige, die vor 44 Jahren als erste überhaupt umgezogen sind) bewohnen nun eifrig diesen neuen Erweiterungsbau ihres Hauses.
Photo credit (03 – 17) : Ariel Huber









